Deutsche Stahlrecycler blicken pessimistisch ins kommende Jahr

Die Konjunkturaussichten für 2025 bleiben düster, die Ergebnisse der neuen Studie „Schrottlogistik“ wurden präsentiert, und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren ist dringlicher denn je. Auf dem BDSV Branchentreff 2024, der unter dem Motto „CO2 minimieren – Stahlrecycling maximieren“ am 09. und 10. Oktober 2024 in München stattfand, diskutierten rund 500 Branchenvertreter intensiv über anstehende Herausforderungen. Zudem wurde der amtierende Vorstand für drei weitere Jahre im Amt bestätigt. Die neue Hauptgeschäftsführerin der BDSV, Dr. Claudia Conrads, ergänzt ab dem 01. November 2024 die Geschäftsführung, gemeinsam mit Guido Lipinski, dem bisherigen Geschäftsführer des Verbands.

Konjunkturelle Rahmenbedingungen der Stahlrecyclingbranche
Die deutsche Stahlrecyclingbranche blickt pessimistisch auf das kommende Jahr und die überbordende Bürokratie stellt ein Investitionshemmnis für viele Betriebe dar. Dies ist die Kernaussage der jährlich von der BDSV erhobenen Branchenumfrage im September 2024.

Aus der Branchenumfrage geht hervor, dass sich die Stimmung der Befragten weiter eingetrübt hat und etwa 2/3 der befragten Mitgliedsunternehmen ihre Geschäftslage für 2025 schlechter einschätzen als in diesem Jahr. Lediglich 2 % der Mitgliedsbetriebe erwarten 2025 eine bessere Geschäftslage.

Nur noch etwa 15 % der befragten Unternehmen planen mittelfristig höhere Investitionen – im Vergleich zur letztjährigen Umfrage hat sich dieser Wert deutlich um etwa 13 % reduziert. 1/3 der befragten Mitgliedsunternehmen planen, geringere Investitionen zu tätigen. Knapp 52 % der Unternehmen planen mit Investitionen in gleicher Höhe. Etwa 21 % der befragten Mitglieder sehen in der Bürokratie ein Investitionshemmnis und haben zukunftsweisende Projekte aufgegeben, da behördliche Genehmigungsverfahren zu lange gedauert haben. Dessen ungeachtet, planen 60 % der befragten BDSV Mitgliedsunternehmen für die kommenden Jahre eine Qualitätsoptimierung durch bessere Aufbereitung.

Ferner zeigt die BDSV Branchenumfrage, dass insbesondere die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung, der LKW-Fahrermangel, hohe Transportkosten, geringer Materialzulauf, steigende Produktionskosten oder Batteriebrände der Recyclingbranche Sorge bereiten. Bei der Hälfte der befragten Mitgliedsunternehmen gab es mindestens einmal in den letzten fünf Jahren Brandereignisse aufgrund von Lithium-Ionen-Batterie-Fehlwürfen.

Bei der mittelfristigen Personalplanung planen nur noch 17 % der befragten Unternehmen neue Mitarbeiter einzustellen – damit hat die Bereitschaft, neues Personal aufzubauen gegenüber der letztjährigen Umfrage markant um etwa 20 % abgenommen. 73 % planen, die Zahl der Mitarbeiter konstant zu halten und 10 % der Unternehmen planen einen Stellenabbau. Insgesamt hat sich die Situation am Arbeitsmarkt etwas entspannt. 79 % der befragten Unternehmen geben an, Schwierigkeiten zu haben, geeignetes Personal zu finden. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Rückgang um etwa 11 %.

Markt: Schrottnachfrage steigt mit moderatem Zuwachs in der Rohstahlproduktion
Die deutsche Wirtschaft stagniert und tritt seit dem Frühjahr 2022 auf der Stelle. Die konjunkturelle Entwicklung macht auch vor der Stahlrecyclingwirtschaft keinen Halt. Während die schwierige Situation in der Bauwirtschaft zu einer markanten Reduzierung im Altschrottzulauf führte, fuhren Stahlverbraucher ihre Produktion zurück, da sie für ihre Produkte keine Abnehmer identifizieren konnten. Dies hat einen spürbaren Rückgang an Produktionsabfällen (Neuschrott) zur Folge. Auf die reduzierte Nachfrage haben Verbraucher mit der Anpassung ihrer Produktionskapazitäten sowie mit Kurzarbeit reagiert.

In den ersten acht Monaten 2024 konnte die Rohstahlproduktion in Deutschland, wenn auch von einem schwachen Niveau ausgehend, um 4 % zulegen – insgesamt wurden zwischen Januar und August 25,4 Mio t Rohstahl produziert. Während die Elektrostahlproduktion in diesem Zeitraum um 8,6 % zulegen konnte, steigerte die Oxygenstahlproduktion ihren Output um knapp 2,2 %. Für den Zuwachs sind insbesondere die Baustahl- und Trägerproduzenten verantwortlich, die ihrerseits zahlreiche Infrastrukturprojekte bedienen.

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