FocusRostfrei CBAM Round Table
Konformität beim Grenzausgleichsmechanismus ist nicht verhandelbar

Auf Initiative eines führenden Edelstahl Rostfrei-Importeurs hatte FocusRostfrei Mitte vergangenen Monats zu einem ersten CBAM Round Table nach Düsseldorf geladen. Klare Zielsetzung: Licht ins Dunkel des Carbon Border Adjustment Mechanism bringen. Soll doch das EU-Emissionshandelssystem letztlich sicherstellen, dass für Importe die gleichen Emissionspreise anfallen wie für Produkte, die innerhalb der EU hergestellt wurden beziehungsweise werden.

Der CO2-Grenzausgleichsmechanismus CBAM ist seit Oktober 2023 Realität. Welche Lasten die neuen EU-Vorschriften für hiesige Betriebe mit sich bringen, scheint aktuell nicht für alle Betroffenen und Verantwortlichen eindeutig. CBAM verpflichtet Importeure bestimmter emissionsintensiver Produkte zur Berichterstattung darüber, wie viele Güter mit welchem Kohlendioxid-Gehalt sie nach Deutschland einführen. Kritiker sehen darin allerdings eine Überlastung vieler Unternehmen, insbesondere kleiner und mittelständischer Betriebe. Die Rede ist von einer übereilten und überbürokratischen Umsetzung von CO2-Berichtspflichten.

So viel vorweg: Experten gehen davon aus, dass CBAM in Zukunft funktionieren und greifen wird. Die Welt schaue auf die Europäische Union und deren Kommission, heißt es, und es werde nach wie vor mit Hochdruck an der Verbesserung sämtlicher Verfahrensmechanismen gearbeitet. Binnen weniger Jahre wird der Carbon Border Adjustment Mechanism so normal sein wie die Einfuhrumsatzsteuer.

Am FocusRostfrei CBAM Round Table nahmen rund zehn führende Importeure aus der gesamten Edelstahl Rostfrei-Wertschöpfungskette teil. So unterschiedlich die eingeführten Produkte, so vielfältig die Herangehensweise an CBAM und die damit verbundenen selbst definierten Herausfor-derungen.

Ergänzt wurde die Runde von zwei ausgewiesenen Fachleuten in Sachen CBAM, Hendrik Schuldt, Geschäftsführer der carboneer GmbH in Berlin und Umweltökonom sowie Berater mit tiefgreifender Expertise in den Bereichen Klimapolitik, CO2-Märkte, Europäischer Emissionshandel und nachhaltigen Finanzmärkten, und Helge Wieggrefe, Geschäftsführer der ebenfalls in Berlin ansässigen Kolum GmbH, der seit 2021 über die rechtlichen Auswirkungen des EU CBAM forscht und sich mit Hunderten von Unternehmen ausgetauscht und deren Probleme und Herausforderungen aus erster Hand kennengelernt hat.

Carboneer unterstützt Unternehmen über den gesamt CO2-Grenzausgleichsmechanismus beziehungsweise CBAM, damit sie vorbereitet sind und alle Verpflichtungen erfüllen können.

Kolum entwickelt Software, die Unternehmen aller Größen dabei hilft, die komplexen Herausforderungen zu bewältigen, die sich aus den CO2-Preis-Verordnungen im internationalen Handel ergeben. Kolums erklärtes Ziel ist es, den Unternehmen Zeit, Ressourcen und Geld zu sparen, damit sie sich voll und ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.

„Eins ist sicher“, so Wieggrefe einleitend, „CBAM-Konformität ist nicht verhandelbar. Schon jetzt ist es wichtig, dass jedes betroffene Unternehmen vollständig konform bleibt, um das Risiko von Bußgeldern, Strafen oder kostspieligen Fehlern zu eliminieren.“

Während eine Handvoll Betriebe sich offenbar seit einigen Jahren intensiv mit der Materie auseinandersetzt, gehen andere recht sorglos und wieder andere fast fahrlässig mit dem Thema um. Gänzlich unterschiedlich waren so auch die Erwartungen der teilnehmenden Betriebe am CBAM Round Table. Einigkeit herrschte dagegen mit Blick auf den ungeheuren Verwaltungsaufwand.

Im Gegenseitigen Austausch wurde schnell deutlich, dass nahezu alle Anwesenden – auch diejenigen, die sich selbst als ordentlich aufgestellt sehen – unsicher sind, ob ihre eingeleiteten Maßnahmen ausreichen werden. Zu unterschiedlich seien Kenntnisstand von Lieferanten, Informationsfluss und Grundlagen auf der geschäftlichen und zu unübersichtlich und zu kompliziert entsprechende Verwaltungs- und Meldeprozeduren auf der anderen Seite.

Darüber hinaus herrsche Unklarheit darüber, inwieweit sich die Bedingungen in diversen europäischen Ländern unterscheiden. „Der deutsche Zoll ist gegenwärtig gut aufgestellt“, so Schuldt, „in anderen Ländern hakelt es noch.“

Zweifel an der Durchsetzung der europäischen Bestimmungen ließen beide Experten allerdings nicht zu. „Drücken ist in keinem Fall eine Option“, warnte Wieggrefe. Eine Berichterstattung müsse in jedem Fall erfolgen. Viele Unternehmen seien bereits säumig und das könne schon jetzt weitreichende Folgen auslösen.

Fragen kamen auch aus dem täglichen Geschäft, zum Beispiel danach, wer die Verantwortung für möglicherweise unkorrekte Zertifikate trage? „Ab 2026 wird es sogenannte Akkreditierer geben, ähnlich dem TÜV, letztlich benötigt man jedoch unbedingt plausible Daten von Lieferanten“, erklärte Wieggrefe. Dabei obliege dem Importeur allerdings die oberste Sorgfaltspflicht.

Der Alles entscheidende Punkt für die CBAM Round Table Teilnehmer ist und bleibt aber die Höhe der anstehenden Abgaben. Noch ist insbesondere für 2026 unklar, wie hoch der Preis für zu erstehende CBAM-Zertifikate sein wird. Noch mehr Sorge bereitet die Tatsache, dass die dafür bislang noch zu schätzenden Beträge erst 2027 entrichtet werden müssen, gleichzeitig werden die 2027er Zertifikate berechnet – so ist es geplant. Schuldt und Wieggrefe machten Hoffnung: „Die Ermittlung der jeweiligen Benchmarks wird dazu führen, dass die Zahlungen in den ersten Jahren überschaubar bleiben.“

Aktuell wird die Liste von CBAM-Beratern wie -Berechnern täglich umfangreicher, was den diesbezüglichen Informationsbedarf deutlich widerspiegelt. FocusRostfrei plant einen weiteren CBAM Round Table nach der Sommerpause. Alle Teilnehmer der ersten Veranstaltung haben ihr Wiederkommen bereits angekündigt. In der kommenden Runde werden Details und mögliche konkrete Vorgehensweisen beispielhaft thematisiert und konkretisiert werden.

Mehr in FocusRostfrei 6/2025

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