Ohne Rohre aus nichtrostendem Stahl geht es nicht. Sei es bei der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung, in der chemischen Industrie oder der Energie- und Umwelttechnik, das heute selbstverständliche Maß an Qualität und Effizienz wäre ohne diese Arterien der modernen Industriegesellschaft nicht zu erreichen. Kein Wunder also, dass die Rohrherstellung bei Aperam besondere Aufmerksamkeit genießt.
Alexander Lüttgens, als Deputy Head of Sales in den Bereichen Automotive und Spaltband an der vertrieblichen Front tätig, weiß: „Um uns im hart umkämpften Markt für EdelstahlRohre durchzusetzen, müssen wir ständig Leistungen in drei Dimensionen zusammenbringen: Werkstoffqualität, kundengerechte Anarbeitung und flexible Lieferfähigkeit. Mit unseren konzerneigenen Service-Centern und deren direktem Draht zur Produktion sind wir ideal dafür aufgestellt, spezifische Anforderungen von Rohrherstellern zu erfüllen.“
Werkstoffseitig dominieren Standardsorten das Geschäft. Die austenitischen Stähle Aperam 304 (EN 1.4301) und 316L (EN 1.4404) spielen auch hier als Generalisten ihr universelles Eigenschaftsprofil aus. Die titanstabilisierte Sorte Aperam 316Ti (EN 1.4571) hat wegen ihrer vorteilhaften Eigenschaften bei hohen Temperaturen ebenfalls eine Fangemeinde.
Erfolgsstory als Fortsetzungsgeschichte
Das Projekt Sersheim fügt sich in eine Reihe von Ausbau- und Erneuerungsvorhaben ein, die auch 2019 ein hochmodernes Service-Center im nordrhein-westfälischen Haan umfasste. Dort konfektionieren zwei Querteilanlagen Coils zu Blechen in Längen bis 14 m – darunter auch Bandmaterial in Breiten bis 2.000 mm – und besäumen sie automatisch. Dicken bis 12 mm lassen sich dort verarbeiten.
Kernstück des Service-Centers Haan ist ein vollautomatisches Hochregallager. Es umfasst 3.000 Kassetten, die jeweils bis zu 5 t aufnehmen können. Roboter stapeln die Bleche ein und aus, auch bei der Verpackung berührt keine Hand mehr das Material. Die Smart Factory trägt der Komplexität Rechnung, die aus der immer größeren Vielzahl von Sorten und Abmessungen erwächst. Schließlich nimmt Aperam für sich in Anspruch, das breiteste und tiefste Produktangebot auf dem Markt zu bieten.
Im wahrsten Sinne des Wortes brillant ist auch das Äußere des Service-Centers. Vollständig bekleidet mit hochglänzendem nichtrostendem Stahl, stellt es ein industriearchitektonisches Highlight dar – eine gebaute Kompetenzformulierung.
Der neue Aperam 316A: Aussichtsreicher Rohrwerkstoff
Zahlreiche Rohranwendungen liegen im Grenzbereich der Korrosionsbeständigkeit der AISI 304-Sorten. Für Planung und Komponentenfertigung gilt es dann abzuwägen, ob ein molybdänfreier Werkstoff ausreicht oder eine molybdänhaltige Alternative erforderlich wird. Allerdings ist Molybdän ein teurer Legierungsbestandteil. Gleichzeitig ist der Schritt im Korrosionswiderstand zwischen den Stählen EN 1.4301 und EN 1.4404 groß. Aperam-Metallurgen machten sich daran, einen Werkstoff zu entwickeln, der diese Lücke schließt.
Das Ergebnis war die neue Sorte Aperam 316A. Auch sie ist mit Molybdän legiert, allerdings beträgt ihr Gehalt lediglich 0,45 bis 0,60 %. Ihre Besonderheit: Der Stahl enthält zusätzlich 0,8 bis 1 % Silizium. Dieser Legierungszusatz verbessert die Korrosionsbeständigkeit in unerwartetem Umfang.
Thomas Leifeld, Senior Sales Manager und Head of Sales – Automotive weiß: „In der Praxis ist die Korrosionsbeständigkeit deutlich höher als man erwarten würde, wenn man allein auf den Chrom- und Molybdängehalt schaut. Elektrochemische Tests zeigen, dass das kritische Lochfraßpotenzial des Aperam 316A auf dem Niveau des Referenzwerkstoffs 316L liegt.”
Das bestätigte auch die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin (BAM). Auf Basis ihrer Begutachtung fand die Sorte unter der Bezeichnung EN 1.4682 Eingang in die aktuellen Fassungen der Werkstoffnormen EN 10088-1 und -2.