LME-Nickel-Markt (vorübergehend) in Turbulenzen
In den frühen Morgenstunden des schon laufenden asiatischen Handels des 07. März 2022 kam es im Nickel-Markt der London Metal Exchange (LME) zu einem ernstzunehmenden „Unfall“, auf den die Börse, nach erster Einschätzung, nicht hinreichend vorbereitet war. Eine an der Börse direkt, aber auch Over-the-Counter (OTC) durch einen Marktteilnehmer mit der Unterstützung von Brokern und Banken aufgebaute, unverhältnismäßig große Verkaufs-/(Short-)Position sorgte für Turbulenzen. Die durch Versorgungsängste bei Nickel aufgrund der Russland-/Ukraine-Krise zuletzt angestiegenen Nickel-Notierungen hatten die dominante Position so ins Defizit gebracht, dass Broker und Banken offenbar kalte Füße bekamen und von dem/den Positionsinhaber(n) weitere Sicherheiten forderten. Da diese wohl nicht unverzüglich beigebracht wurden, entstand eine erhebliche Unruhe. Broker und Banken begannen offenbar damit die Position zu liquidieren, um potenzielle eigene Verluste zu begrenzen. Diese Käufe trieben die Kurse am 07. und 08. März in einem engen Markt in schwindelerregende, vollkommen artifizielle Höhen. Am 08. März drückte die LME dann den Not-Aus-Schalter und der LME-Nickel-Handel wurde vorübergehend suspendiert.
Bevor der Nickel-Markt am 16. März den Handel unter der Einführung enger täglicher Bandbreiten wieder sukzessive aufnahm, hatten gemäß wiederkehrender Marktinformation der finanziell durchaus potente Positionsinhaber und seine Banken die Zeit genutzt, um die ursächliche Situation zu bereinigen. Nicht überraschend kam es daher in den Folgetagen zu einem täglich kontrollierten – innerhalb durch die Börse festgelegter Bandbreiten – Kursrückgang, um den Markt wieder auf sein Gleichgewichtsniveau zu bringen. Am 21. März betrug der Schlusskurs 31.380 US$/t. Da die Marktverwerfung deutlicher war, als jemals erwartet, wurde schnell Kritik an der LME laut. Für eine Abschätzung der mittel- und langfristigen Folgen des LME-Nickel-Preises als international anerkannte Preisreferenz für die Industrie ist es aber noch zu früh.