Zum Jahresende 2019 konnte man unvorsichtigerweise schon denken, dass das große Störfeuer des sino-amerikanischen Handelskriegs endlich auf einem konstruktiven Weg hin zu einer Lösung sei und das neue Jahr insgesamt etwas mehr Konstanz aufweisen würde. Kaum gedacht oder geträumt, da wurde man auch schon eines Besseren belehrt.

Zunächst gab es zum Jahreswechsel Randale rund um die US-Botschaft in Bagdad im Irak, gefolgt von einer gezielten Tötungsaktion der USA des iranischen Generals Soleimani, dem Kommandeur der Quds-Brigaden, einer Unterabteilung der iranischen Revolutionsgarde, die Spezialeinsätze außerhalb des Iran durchführt. Als Rache des Irans folgte der Angriff auf zwei US-Militärstützpunkte im Irak. Nur so nebenbei wurde noch in Teheran ein Zivilflugzeug der ukrainischen Luftfahrtgesellschaft Ukraine International Airlines abgeschossen, mit 176 Menschen an Bord, vorwiegend iranische und kanadische Passagiere.

 

Nach langem Winden und Leugnen konnte die iranische Regierung nicht mehr, als den „versehentlichen“ Abschuss der Maschine durch die iranische Luftabwehr vor der inländischen und internationalen Öffentlichkeit zuzugeben. Ebenfalls bekamen die Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten Trump, auf die genannten vier US-Botschaften als iranische Anschlagsziele und Begründung für die Tötung des Generals angesprochen, rote Köpfe beziehungsweise diesen waren keine konkreten Ziele bekannt.

 

Die amerikanische Regierung kündigte in der Zwischenzeit weitere Wirtschaftssanktionen gegen den Iran an, seinerseits erklärte die iranische Regierung, man fühle sich nun gar nicht mehr an den bereits einseitig durch die USA aufgekündigten Atomwaffensperrvertrag gebunden und werde nun Uran anreichern, was das Zeug hält, um möglichst schnell in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen. Es sind also kaum vierzehn Tage im neuen Jahr 2020 vergangen und die Welt steht schon wieder Kopf.

Daher wird es auch 2020 mit schöner Regelmäßigkeit wieder heißen: „Neues Spiel, neues Glück“. Jede Woche wird eine neue oder auch alte Sau durch das globale Dorf getrieben. Der Welt und seinen wesentlichen Repräsentanten ist die Berechenbarkeit völlig abhandengekommen. Und genau das ist Gift für jede langfristige Investition oder Planung und erklärt, warum die niedrigen Zinsen der Zentralbanken, anders als in der Vergangenheit, nur in kleinen Bereichen (Aktienmärkte, Immobilien, etc.) für Inflation sorgen, aber leider nicht die gewünschten starken Investitionen bei den Unternehmen hervorrufen. Vom Brexit spricht übrigens aktuell keiner mehr, obwohl dieser am 31. Januar 2020 ansteht. Selbst in Großbritannien debattiert man lieber über den Megxit, denn Meghan und Harry möchten künftig nur noch als Teilzeit-Herzogin und Teilzeit-Prinz tätig sein. Doch das ist dann wohl eher ein Fall für die Regenbogenpresse.

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