Mit Lieferflexibilität auf der Überholspur
Duplex – breiter, dünner, schneller

Der Markt wird schnelllebiger – darauf stellt sich Aperam in drei Aufgabenfeldern ein: Beim Duplex-Sortiment, bei der Anarbeitung und bei der Lieferfähigkeit.

Der Markt sendet widersprüchliche Signale. Einerseits beobachtet Aperam bei seinen Kunden vielversprechende Produktinnovationen und neue Werkstoffpräferenzen. Andererseits machen geopolitische und konjunkturelle Unwägbarkeiten es schwer, die weitere Entwicklung abzusehen.

Als Folge stellt Christin Kuckero, als Head of Sales End User Sheets Germany für die Vermarktung von Duplexstählen verantwortlich, fest:

„Kaum ein Verarbeiter legt sich noch größere Werkstoffmengen auf Lager. Genau darauf konzentrieren wir unser Geschäftsmodell mit unserem Leistungsverbund von werksintegrierten Service-Centern.“

Duplex-Stähle für den deutschen Markt kommen aus dem belgischen Service-Center in Genk. In unmittelbarer Nachbarschaft zum dortigen Werk angesiedelt, ist es in seiner Anlagenkonfiguration auch darauf ausgelegt, jene Duplex-Sorten und -Abmessungen anzuarbeiten, die vor Ort erschmolzen werden. Dazu gehören die Sorte 1.4162, inzwischen in Breiten bis 2.000 mm lieferbar, ebenso wie der Duplex-Klassiker 1.4462, der sogenannte Light-Duplex-Werkstoff 1.4362 oder Aperams bewährte Lean-Duplex-Alternative 1.4062.

Die Länge der Bleche liegt je nach Dicke zwischen 60 cm und 12 m. Spaltband wird in Breiten ab 34 mm hergestellt. Alle Duplex-Stähle verlassen das Service-Center mit 3.2-Zertifikat nach EN 10204, Aperams Werkstoff 1.4462 verfügt zusätzlich über eine Zulassung gemäß der Norsok-Norm M-630.

Mit Duplex durch dick und dünn
Die Abmessungsbandbreite des verfügbaren Duplex-Bandstahls ist beträchtlich. Am oberen Ende des Dickenspektrums liegt das sogenannte CMP-Blech. Diese Bezeichnung steht für „Coil Mill Plate“. Gemeint sind damit Grob-
bleche, die in Coilform das Werk verlassen. Das Service-Center längt sie anschließend zu Blechen ab. Im Vergleich zu konventionell einzeln gewalzten Grobblechen zeichnet sich CMP-Material durch geringere Dickentoleranzen aus.

Zudem ermöglicht dieser Verfahrensweg eine besonders geringe Oberflächenrauheit. Mit Ra-Werten von nicht mehr als 0,6 µm entspricht sie der Oberflächenausführung 2B. Sie ist besonders reinigungsfreundlich und erfüllt die Anforderungen der lebensmittelverarbeitenden Industrie, wie sie von der European Hygienic Engineering and Design Group (EHEDG) festgeschrieben sind.

Ebenso wie Grobblech gibt es auch Flachstab-Material, das aus warmgewalzten Coils geschnitten wird. Es kann eine kostengünstige Alternative zu konventionell hergestelltem Flachstab darstellen. Angesiedelt ist diese Produktkategorie im luxemburgischen Werk Rodange.

Doch zurück zu den Duplex-Blechen. Das untere Ende der Standardabmessungen liegt bei einer Dicke von 1 mm. Auf Anfrage liefert Aperam auch noch geringere Dicken bis hinunter zu 0,5 mm. Damit lässt sich das spezifische Eigenschaftsprofil der Duplex-Sorten – gesteigerte Korrosionsbeständigkeit im Verbund mit hoher Festigkeit – auch für innovative Feinblechanwendungen nutzen.

Licht im Tunnel
Ein Beispiel ist die technische Ausstattung von Straßentunneln. Sie war Gegenstand eines Forschungsvorhabens, das auf Betreiben der Informationsstelle Edelstahl Rostfrei 2017 anlief. Getragen wird diese Gemeinschaftsorganisation von Edelstahl-Herstellern, -händlern und -verarbeitern, Oberflächenveredlern, Vertretern der Legierungsmittelindustrie und anderen Unternehmen. Die Studie widmete sich einem bundesweit beobachteten Phänomen: In verschiedenen Straßentunneln waren gravierende Korrosionsschäden bei Lüftungsventilatoren aufgetreten, deren Gehäuse aus dem nichtrostenden Stahl 1.4404 bestanden. Diese Sorte gehört zur Korrosionswiderstandsklasse III gemäß Eurocode 3 und erfüllt die formellen Anforderungen an den Werkstoff für die technische Ausrüstung von Straßentunneln. Dennoch stellten sich bereits nach wenigen Betriebsjahren Loch- und Spannungsrisskorrosion ein.

Untersuchungen der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin zeigten, dass die Korrosionsbeanspruchung im Deckenbereich der Tunnel am höchsten ist. Schadstoffe aus Autoabgasen vermischen sich hier mit Sprühnebel von tausalzhaltigem Wasser und lagern sich ab. Anders als in frei bewitterten Anwendungen sind die Oberflächen nicht dem Regen ausgesetzt. Korrosive Verschmutzungen werden daher nicht verdünnt oder abgespült.

Mehrjährige Auslagerungsversuche in verschiedenen Straßentunneln, darunter auch in der Küstenatmosphäre von Hamburg, führten zu einem eindeutigen Ergebnis. Der nichtrostende Duplexstahl 1.4462 erwies sich unter den untersuchten Bedingungen durchgängig als sicher geeignet. Seine Wirksumme, auch als PREN-Wert bekannt, liegt bei mindestens 34, sodass er der Korrosionswiderstandsklasse IV zuzuordnen ist. Damit ist er deutlich beständiger als die Vergleichssorte 1.4404 mit einem PREN von rund 25.

Die Studie lieferte Ansatzpunkte dafür, die entsprechenden Regelwerke zu überarbeiten. Für Ventilatoren, Leuchtengehäuse, Rauchabsaugklappen und Kabeltragesysteme soll dann die Korrosionswiderstandsklasse IV als Anforderung festgeschrieben werden. Die Aktualisierung der Normen wird für 2026 erwartet. Sie dürfte wegweisend für den künftigen Einsatz des meistverwendeten Duplex-Stahls, 1.4462, für dünnwandige Blechbauteile auch in anderen, vergleichbar korrosiven Umgebungen sein.

Mehr in FocusRostfrei 6/2025

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